Tom Vuk: Josip

Ein Koffer voller Leben

Tom Vuk: Josip
304 Seiten
Hardcover
EUR 25,90
ISBN
978-3-944359-66-3
E-Book
EUR 15,99
ISBN
978-3-944359-75-5

Als Josip mit einem der ersten Gastarbeiterzüge in Stuttgart ankommt, bringt er außer Speck und Apfelstrudel auch eine eigene Geschichte mit. Seine Vorfahren erlebten den kroatischen Bauernaufstand, den Kampf an der russischen Front im Ersten Weltkrieg, die Gründung Jugoslawiens und das Leben der Partisanen im Zweiten Weltkrieg. Dabei ist Josip seit seiner Jugend bemüht, sich dem archaischen Leben und den Fehden in seiner Familie zu entziehen. Er verlässt das heimatliche Zagorje; auf seinem Weg liegen eine erste und eine zweite Liebe, eine Wahlfamilie, aber auch Vorbilder, die ihn immer wieder enttäuschen und schließlich dazu zwingen, einen Weg für sich ganz allein zu finden.

Es ist eine Legende, dass Gastarbeiter nur auswanderten, um wirtschaftlich weiterzukommen. Aber dieses Narrativ hat sich festgesetzt, und noch heute geht es vor allem darum, Zugewanderte als Arbeitskräfte zu integrieren. Jede Migrationsgeschichte erzählt aber auch von einer persönlichen Emanzipation – aus patriarchalen Strukturen, Bevormundung, Tradition, Enge. An der Schwelle zum neuen Leben verdichten sich die Erfahrungen zur Erzählung von Herkunft. Diese halben Lebensgeschichten, von denen wir oft kaum etwas wissen, haben mehr mit uns gemeinsam, als wir vermuten. Eine solche Geschichte erzählt der Roman Josip.

Leseprobe

Rezensionen

MEDIEN

Tom Vuk im SWR2 Lesezeichen
zur Sendung

VERANSTALTUNGEN

Rezensionen

Mit großer Lust und starken, detailgenauen Beschreibungen zeichnet der Autor einen bunten, wimmelnden Kosmos origineller Typen.
Mit wunderbaren Bildern zieht Tom Vuk vom Fronleichnamsfest mit Spanferkel zum Café „Kosmos“ in Zagreb bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof, der schon von Fern mit einem gigantischen Mercedes-Stern lockt. Ein Roadmovie, auch auf der Suche nach der eigenen Identität, die sich für Tom Vuk ganz klar aus zwei Kulturen speist.
Ein bemerkenswertes Debüt, lustvoll erzählt.

Silke Arning, SWR 2 Lesezeichen

Am Anfang und am Ende des Romans befinden wir uns am selben Punkt, Josip Josić sitzt im Zug nach Stuttgart. Doch die Mitte, die ist aus Gold.
Marija Andrić, alle_meine_bücher

Tom Vuk fiktionalisiert in diesem Roman die Lebensgeschichte seines Vaters, der in den 1960er als junger Mann nach Deutschland kam. Nicht, um viel Geld zu verdienen, sondern um sich abseits der Erwartungen seiner Familie ein eigenes Leben aufzubauen. Mit vielen Geschichten verschiedener Personen spannt der Autor einen weiten Bogen durch das 20. Jahrhundert, erzählt von Krieg und Liebe, von Eifersucht und Scham, von Arbeit, Armut und begrabenen Träumen. Aber auch von Mut und Kraft. Das sehr lesenswerte Debüt ist eine bilderreiche Charakterstudie, es erzählt nicht von Integration, sondern von Emanzipation.
Petra Lohrmann, Gute Literatur – meine Empfehlung

Tom Vuk ist ein absolut lesenswertes Porträt gelungen, das klar und eindrucksvoll beleuchtet, was Menschen bewegt in der Ferne ihr Glück zu versuchen, um ein selbstbestimmtes Leben fernab von lähmenden Traditionen führen zu können. Mit Josip und seinen Familienangehörigen, seinen Freunden und seinen beiden Lieben taucht man ein in ein Leben geleitet von patriarchalen Strukturen, von dörflicher Enge und familiärer Bevormundung. Gerade durch all die so authentisch geschilderten verschiedenen Schicksale konnte ich eigentlich zum ersten Mal wirklich verstehen, wie vielfältig die Beweggründe sind, um den Schritt zu wagen in die Ferne zu gehen, um komplett und meist ohne Sprachkenntnisse neu zu beginnen.
Angelika Strauß, Lesendes Federvieh

Eindrucksvoll zeigt Tom Vuk auf, was für eine signifikante Bedeutung die Wurzeln eines Menschen haben – selbst wenn dieser sich von ihnen lossagen will – und wie sich das Erinnern an die eigene Herkunft an der Grenze zwischen neuem und altem Leben intensiviert. Dieses Buch, das durch Vuks bildhaften und atmosphärischen Schreibstil besticht, macht ebenso deutlich, dass Migrationsgeschichten so viel mehr beinhalten können als den Wunsch nach wirtschaftlichem Erfolg. Wahrlich lesenswert!
Tatjana Eberhardt, IN MAGAZIN

Erzählen, um zu sich selbst zu kommen. Ein Prozess, auf dem wir Josip begleiten. Eine Reise zu seinen Eltern, seinen Großeltern. Eine Reise durch die Geschichte Jugoslawiens. Eine Reise eines Ichs zu sich? Sich Räume zu denken, schaffen.
Brüchig bleibt es. Leerstellen sind ebenso evident wie kluge historische Verdichtungen.

Dominik Nüse, Buchhandlung Jakob, Nürnberg

Ein Buch, das ich gerne gelesen habe, das mir Einblicke in die Geschichte Jugoslawiens gegeben hat, und das deutlich macht, dass wir in Deutschland oft eine sehr einseitige Sicht auf die Gründe haben, die in den 1960er und 70er Jahren Menschen dazu brachten, als Gastarbeiter*innen zu uns zu kommen.
Anke Schmeier

Mit seiner poetischen Sprache und mit unglaublich viel Empathie und Feingefühl lässt Tom Vuk wirklich eindrückliche und tief gehende Bilder entstehen (…)
Selten habe ich erlebt, wie intensiv ein Gefühl von Heimat vermittelt werden kann, man kann sie förmlich riechen, schmecken, fühlen.

Frauke Fiß, Luna Kimama

Eine exemplarische Geschichte über die Sehnsucht nach einer besseren Welt, die entweder woanders liegt oder in den schönen Erinnerungen, Gerüchen , Farben und Tönen der Kindheit. Der Fluch und der Schutz der Familie sind so dicht miteinander verwoben, … Das Gepäck auf einer Reise weg von Zuhause mag noch so leicht sein, die Familiengeschichte folgt uns überall hin. Das kann auch tröstlich sein. Tom Vuk vermag in seiner sehr feinen sinnlichen Sprache uns ebenfalls mitzunehmen. Ein brillantes Debüt.
Anna Rahm, unterwegs mit Büchern, Buchhändlerin in Ravensburg

Eine im positivsten Sinne epische Erzählung, mit einem warmherzigen, gutmeinenden Erzähler, der Gegenwärtiges, Erträumtes, Erinnertes wunderbar miteinander verknüpft. Ein wenig nostalgisch, aber nie verklärend. Eine Prosa, die alle Sinne anspricht, ein Seh,- Hör-, Geruchs-, Geschmacks-, Gefühlserlebnis. Chapeau!
Joachim Speidel alias J. S. Frank